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„Wir haben in Europa viele Baustellen, die wir angehen müssen. Damit wir in der Lage sind, gemeinsam die großen Aufgaben zu lösen, die sich uns stellen und die sich uns auch in Zukunft stellen werden. Globalisierung, Digitalisierung, Klimaschutz. Alles Themen, die kein Land für sich regeln kann“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Foto: 2. von links). |
Text und Foto: POSITIV-MEDIEN ( PR-STMBW * Waldemar Herzog) |
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Bei Nandus ist die Kinderstube reine Männersache |
Zweimal am Tag spielt sich neuerdings eine merkwürdige Szene in der Wilhelma ab: Ein schreitender Laufvogel durchmisst die Südamerika-Anlage, umkreist von fünf flitzenden Rennküken, während ein in sich ruhender Hirte gelegentlich in die Hände klatscht. Nandu-Hirte ist ein neuer Job mitten in Stuttgart. Im Zoologisch-Botanischen Garten haben die Charaktervögel der Pampa Brasiliens und Argentiniens Nachwuchs. Und das ist Neuland für alle Beteiligten, dem Neuzugang Brutus sei Dank. „Wir hatten bei den Nandus noch nie einen Hahn, der brütet“, sagt die Tierpflegerin Andrea Timm. Einen Hahn, der brütet? Richtig, bei den Nandus ist der Nachwuchs reine Männersache – fast zumindest: „Die Hennen legen nur die Eier, der Hahn brütet sie aus und betreut die Küken ein halbes Jahr lang allein“, sagt Timm. „Wir mussten die beiden Hennen Tara und Nila sogar abtrennen, damit der Hahn Brutus seine Ruhe hat, damit er sich um die Kleinen kümmern kann.“ Die Hennen leisten nun im Nachbargehege den vielen anderen Südamerikanern Gesellschaft: Alpakas, Vikunjas, Maras und Ameisenbären. |
Unser Foto zeigt: Nandu-Hahn Brutus bewacht seine Küken auf der Außenanlage. |
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Die Pekaris sperren die Wilhelma-Pfleger ebenso weg, wenn Brutus mit Gefolge zweimal am Tag betreuten Ausgang hat. Als Allesfresser könnten die neuweltlichen Nabelschweine den Mini-Nandus gefährlich werden. Denn während diese Vögel ausgewachsen 1,60 Meter hoch und bis zu 30 Kilo schwer werden, sind die einen Monat alten Küken gerade einmal handtellergroß. Deswegen brauchen sie im Moment menschlichen Geleitschutz. Denn Ungemach droht aus der Luft. Von den ursprünglich sechs Küken haben sich Krähen eines geholt. „Der wehrhafte Hahn verteidigt seine Küken schon“, berichtet Timm. „Aber gegen einen ganzen Schwarm Krähen kann er nicht alle abschirmen.“ Also hält ein Hirte Wache, während sie sich ihr Futter zusammensuchen. „Als Nestflüchter ernähren sich die Küken sofort selbst“, so Timm. „Brutus zeigt ihnen die guten Stellen – und wo Papa pickt, picken sie auch. Damit sie jetzt im Spätherbst satt werden, füttern wir natürlich zu: zum Beispiel Salat, Kartoffeln, Sellerie und ein paar Insekten.“ Besonderes Augenmerk legen die Pfleger auf einen Sonderling des Quintetts. Ein Küken ist ein Weißling. Ihm fehlen nicht, wie einem Albino, genetisch bedingt alle Farbpigmente, aber es hat als Anomalie ein sehr helles, fast weißes Federkleid. In der Natur kommen die auffälligen Weißlinge selten vor, weil sie sich schlecht tarnen können und daher leichte Beute sind. Dass das Überleben der ganzen Art der Nandus inzwischen potenziell gefährdet ist, hat allerdings andere Ursachen. Zunächst haben die Bestände deutlich abgenommen, weil er bis in die 1980er Jahre intensiv gejagt wurde, um sein Fleisch und Leder zu verwerten. Die Federn endeten oft als Staubwedel. Und bis heute verdrängen Bauern den Laufvogel zunehmend, indem sie immer mehr seines Lebensraums in der Pampa in landwirtschaftliche Felder umwandeln. |
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Gigant der Tillandsien blüht ein einziges Mal im Leben |
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Zwischen Steineibe, Riesenbambus und Moosfarn bahnt sich im Wintergarten der Wilhelma in Stuttgart derzeit eine botanische Besonderheit von außergewöhnlichem Ausmaß an: Nach über 20 Jahren Entwicklungszeit steht die Tillandsia grandis des Zoologisch-Botanischen Gartens kurz vor ihrer Blüte. Das Bromeliengewächs ist ein Vertreter der größten Art aus der Gattung Tillandsia und beeindruckt schon jetzt mit einer stattlichen Höhe von 2,87 Metern. |
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Unsere Fotos zeigen: Bild 1: Gärtnerin Gabriele Dopatka verfolgt das Wachstum der Tillandsie täglich. * Bild 2: Als größte Vertreterin ihrer Gattung erreicht die Tillandsia grandis eine Höhe von bis zu 3,50 Meter. * Bild 3: Die Tillandsia grandis nutzt ihre Wurzeln, um an Felswänden sicheren Halt finden. Wasser sammelt sie im Inneren der trichterförmigen Blattrosette. |
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Bereits 1995 hatte der Zoologisch-Botanische Garten die Tillandsia grandis aus einer Privatsammlung übernommen. Eine Jungpflanze dieser Art hat Ähnlichkeit mit einer Trichterbromelie, deren Blattrosette an einen Kronleuchter erinnert. Erst wenn sie nach vielen Jahren auf ihre Blütezeit zugeht, wächst aus ihrer Mitte der Blütenstand senkrecht empor, an dem sich die Knospen ährenförmig aufreihen. Dabei kann sie eine Höhe von bis zu 3,50 Meter erreichen. Auch die Tillandsie der Wilhelma ist nun in den vergangenen Wochen auffällig nach oben geschossen – ein sicheres Zeichen, dass bald mit ihrer Entfaltung zu rechnen ist. Der genaue Zeitpunkt lässt sich allerdings nicht bestimmen. „Da diese Tillandsienart bisher noch nie bei uns geblüht hat, können wir auch nicht auf Erfahrungswerte zurückblicken“, erklärt Wilhelma-Gärtnerin Gabriele Dopatka. „Der Blütenstand wächst außerdem sehr langsam, da es hier relativ kühl ist.“ Dabei ist die Tillandsia grandis in der Pflege eigentlich recht anspruchslos. Sie gehört wie alle Tillandsien zu den Aufsitzerpflanzen und gedeiht vornehmlich an steilen Felshängen von Mexiko bis Nicaragua in Höhenlagen von 800 bis 1500 Metern. „Die Pflanze bildet Haftwurzeln aus, die tief in die Felsspalten reichen“, sagt die Gärtnerin. „Sie verbinden sich geradezu mit den Steinen. Nährstoffe nehmen sie nicht über die Wurzeln, sondern über die Blätter auf.“ Im Inneren des Blatttrichters sammelt sich Regenwasser, womit die Tillandsien auch trockene Zeiten gut überstehen. Die erste Knospe in zartem Hellgelb entfaltet die Tillandsia grandis vermutlich in tiefer Dunkelheit. Denn die Riesenpflanze blüht vor allem nachts. Bestäubt wird sie nämlich von Fledermäusen, die sich an Nektar und Pollen laben. Dann beginnt die Bromelie langsam mit der Vermehrung, indem sie seitliche Ableger – die sogenannten Kindel – ausbildet. Die Mutterpflanze selbst bildet sich zurück, womit ihr Lebenszyklus nach nur einer einzigen Blütezeit endet. Diese ist dafür besonders ausdauernd. „Die Tillandsie trägt viele einzelne Blüten, die sich nur einen Tag öffnen, aber der Reihe nach aufgehen“, meint Gabriele Dopatka. „Der ganze Blütenreigen wird sich bei uns vermutlich bis in das nächste Jahr ziehen.“ Für die Wilhelma-Besucher bleiben somit noch reichlich Gelegenheiten, dieses seltene Naturschauspiel zu bewundern. Text und Foto: POSITIV-MEDIEN (PR-Wilhelma * Waldemar Herzog) |
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