Das erfordere eine gute Organisation von Seiten der Stadt und viel bürgerschaftliches Engagement. „Ich bin zuversichtlich, dass viele Bürgerinnen und Bürger die neuen Nachbarn willkommen heißen, aber wir nehmen auch die besorgten Stimmen im Stadtbezirk ernst“, sagte Kuhn. Der Oberbürgermeister fuhr fort: „Das große ehrenamtliche Engagement vieler Menschen und der Einsatz der Vereine sind ermutigende Zeichen, über die ich mich sehr freue und für die ich sehr dankbar bin.“
Stuttgart wird in den kommenden Monaten noch mehrere Hundert Flüchtlinge aus Krisengebieten aufnehmen. Zur Unterbringung dieser Menschen werden im Rahmen eines Systembauten-Programms im 2. Halbjahr 2014 bzw. im 1. Quartal 2015 insgesamt 1.038 Unterkunftsplätze geschaffen. Der entsprechende Grundsatzbeschluss des Gemeinderats war am 19. Dezember 2013 mit großer Mehrheit gefasst worden. Die Standorte befinden sich nach dem „Stuttgarter Modell“ dezentral in sechs Stadtbezirken. Die Stadt stellt über 21 Mio. Euro für die Systembauten mit einer Größe von 78 bis 243 Plätzen bereit. Die Kosten für den Systembau „Im Wolfer“ belaufen sich auf rund 3 Mio. Euro. In der Landeshauptstadt Stuttgart waren am 25. August 2014 in jetzt 66 Unterkünften in 16 Stadtbezirken 2.088 Flüchtlinge untergebracht.
Die Systembauten zeichnen sich durch eine moderne Ausstattung mit Gemeinschaftsräumen für integrative Aktivitäten sowie Büros für die Flüchtlingsbetreuungs-Verbände aus. Im Außenbereich sind Pflanzbeete zum Eigenanbau, separate Unterbringungsmöglichkeiten für Kinderwagen und Fahrräder sowie ein Spielplatz vorgesehen. Am Standort „Im Wolfer“ wurden die ersten Systembauten-Module am 21. Mai 2014 geliefert und innerhalb von 4 Tagen aufgestellt. Beide Gebäude konnten zwölf Wochen später mit sämtlichen Installationen und Ausbauten übergeben werden. Hinsichtlich Schall- und Wärmeschutz, inkl. sommerlichem Wärmeschutz, ist der Systembau vergleichbar mit konventionell erstelltem Wohnungsbau.
Im Stadtbezirk Stuttgart-Plieningen wird die Evangelische Gesellschaft Stuttgart e. V. in der Flüchtlingsunterkunft „Im Wolfer“ die soziale Betreuung und die pädagogische Hausleitung mit drei Personen übernehmen. Ein neu gegründeter Flüchtlingsfreundeskreis begrüßt mit einer großen Hilfsbereitschaft und vielen guten Ideen die neuen Einwohner. Darüber hinaus haben sich die beiden Plieninger Sportvereine TV Plieningen und KV Plieningen sowie der TSV Birkach bereit erklärt, die Flüchtlinge zu integrieren und ihnen Trainingsmöglichkeiten anzubieten. Erfreulicherweise sind auch bereits von Bürgerinnen und Bürgern Spendenmittel für die verschiedensten Einsatzzwecke eingegangen.
Am ersten Systembauten-Standort „Im Wolfer“ sind 40 von der Landeserstaufnahmeeinrichtung Karlsruhe (LEA) am Montag, 25. August, zugewiesene Flüchtlinge untergebracht worden. Es sind acht Familien mit zusammen 35 Personen sowie alleinstehende Frauen und Männer. 22 Flüchtlinge kommen aus Syrien, zehn aus Serbien, drei aus Nigeria sowie je einer aus Eritrea, Ägypten, Georgien, Afghanistan und dem Irak. Gemäß der Zusage, die Zwischenunterbringung im alten Olgahospital rasch zu beenden, werden in den nächsten Tagen etwa 90 dort interimsweise untergebrachte Flüchtlinge in den Systembau „Im Wolfer“ umziehen.
In Baden-Württemberg ist die Zahl der neu aufgenommenen Flüchtlinge im Jahr 2013 mit 13.853 und einem deutlichen Zuwachs um 75 Prozent (im Vergleich zum Vorjahr) auf ein „Rekordhoch“ gestiegen.
Von Januar 2014 bis zum 25. August 2014 wurden in der Landeshauptstadt Stuttgart bereits 756 Flüchtlinge in den Flüchtlingsunterkünften neu aufgenommen.
Text und Foto: POSITIV-MEDIEN (PRESSEDIENST –Stuttgart * Waldemar Herzog)
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