19.02.2021

Württembergische Weinberge als Naherholungsgebiete - lebhafter Weintourismus

Weinsberg: Im Rahmen der Jahresauftakt-Pressekonferenz am 19. Februar 2021, informierte der Weinbauverband Württemberg über die hohen gesellschaftlichen Anforderungen an die Branche, neue Vermarktungswege und einen lebhaften Weintourismus in Württemberg.

 

„Württemberg ist weitaus mehr als ein reines Rotweingebiet,“ berichtete Magdalena Dreisiebner (Foto-rechts) von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) in Weinsberg über die aktuellen Strukturdaten des Weinbaugebiets.

Mit über 2.100 Hektar Anbaufläche bleibt Riesling die bedeutendste Rebsorte und hatte im vergangenen Jahr wiederholt den höchsten Anteil an den neu gepflanzten Weinbergen. Ein weiterer Trend setzte sich fort: Württembergs Weinbaubetriebe wachsen in der Fläche. Nebenerwerbswinzer mit kleinen Flächen geben diese häufig an größere Betriebe ab, sodass die Anzahl der Betriebe mit über 10 Hektar Weinbergen kontinuierlich ansteigt. Die Rebfläche des Weinbaugebiets ist seit einigen Jahren annähernd unverändert. Die Entwicklung zeigt einen beschleunigten Strukturwandel, wie er auch in anderen landwirtschaftlichen Branchen festzustellen ist.

Verbandspräsident Hohl (Foto-rechts) berichtete über die Auswirkungen der Corona-Pandemie in 2020. Der Weinabsatz in Württemberg war aufgrund des Wegfalls zahlreicher bedeutender Absatzkanäle schwächer als im Vorjahr. Wenngleich viele Betriebe durch moderne Onlineshops und digitale Veranstaltungen den Weinverkauf über das Internet steigern konnten, kompensierten diese Zuwachsraten nicht die Verluste, die aus der Schließung der Gastronomie, des Fachhandels und den Absagen von Festen sowie Fachmessen resultierten.

Auch von den Zuwächsen im Lebensmitteleinzelhandel profitierten nur wenige Württemberger Betriebe. Viele Verbraucher greifen dort zu Preiseinstiegs- und Billigweinen, die häufig aus dem Ausland kommen. Hohl erinnerte, dass die Vinotheken in Württemberg weiterhin geöffnet seien und ermutigt die Verbraucher, die lokalen Angebote verstärkt zu berücksichtigen. Neben der angespannten Vermarktungssituation treibt die Winzer derzeit die Sorge um, dass zu den Arbeitsspitzen im Weinberg Saisonarbeitskräfte aufgrund von Einreiseregelungen nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen könnten. Insbesondere

die Ausweisungen von Mutationsgebieten könnten erhebliche Auswirkungen haben. Hier müssten frühzeitig Regelungen getroffen werden, um die Verfügbarkeit der Arbeitskräfte sicherzustellen.

Ein weiteres Thema, welches die Weinbranche Deutschlands in 2021 umtreiben wird, ist die Novellierung der Weinverordnung, aus der das Bezeichnungsrecht für Weine hervorgeht. Während das Weingesetz bereits im vergangenen Jahr verabschiedet wurde, soll die zugehörige Verordnung am 26. März im Bundesrat beschlossen werden und voraussichtlich Mitte des Jahres in Kraft treten. Präsident Hohl berichtete, dass die Schutzgemeinschaft g.U. Württemberg ebenfalls im März in einer Klausurtagung über die Umsetzung der Verordnung in Württemberg beraten werde. Die Schutzgemeinschaft definiert die Produktionskriterien im Weinbaugebiet und legt die möglichen Rebsorten, Hektarerträge und Bezeichnungen für Württemberger Weine fest. In den kommenden Jahren wird die Erarbeitung eines Profilierungskonzeptes für das Weinbaugebiet und dessen Umsetzung die zentrale Aufgabe des Verbandes werden. „Seit der letzten großen Weinrechtsreform in 1972 stellt das neue Weinrecht die größte Herausforderung für die Weinbranche dar. Es bietet die Chance, Württemberg auf dem internationalen Weinmarkt neu zu profilieren,“ fasst der optimistische Weinbaupräsident die Aufgabe zusammen.

In seinem Ausblick auf das aktuelle Vegetationsjahr und die Arbeiten der Winzer geht Hohl auf die Landesprogramme ein. In den vergangenen Jahren entstanden unter Mitwirkung des Weinbauverbandes zahlreiche Pilotprojekte in Baden-Württemberg, die mittlerweile auch in anderen Bundesländern angeboten werden. Mit der Förderung des Steillagenweinbaus und der Verwirrmethode sowie der Unterstützung des betrieblichen Risikomanagements durch Beteiligung des Landes an der Frostschutz- und Mehrgefahrenversicherung stehen den Winzern geeignete Mittel und Maßnahmen zur Verfügung. Ausdrücklich begrüßte Hohl die in einem weiteren Pilotprojekt neu geschaffene Möglichkeit der Förderung gemeinschaftlicher Infrastrukturen zur Bewässerung und Frostschutzberegnung.

Einen Einfluss auf die Förderkulisse des Landes wird aus der derzeit in Brüssel verhandelten Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) resultieren. Förderungen werden zukünftig mit Ökoauflagen verbunden sein. In Baden-Württemberg hat man hierfür die Grundpfeiler bereits in 2020 mit der Verabschiedung des Biodiversitätsstärkungsgesetzes gelegt, das aus gemeinsamen Gesprächen der Landwirtschaft, Politik und den Umweltverbänden resultierte. Weitaus mehr Sorge bereitet Hohl jedoch die Umsetzung des Aktionsprogramms Insektenschutzgesetz in Berlin. Die ursprüngliche Novelle des Naturschutzgesetzes wäre der Todesstoß für den Weinbau gewesen.

Der in Baden-Württemberg bereits eingeschlagene Weg des „miteinander statt übereinander Redens“ sei der einzig zielführende. Im modernen Weinbau werden Insektizide seit Jahren durch die Verwirrmethode ersetzt, der integrierte Pflanzenschutz angewendet und durch die Dauerbegrünung der Rebzeilen Lebensraum für Insekten geschaffen. Vor allem Wanderer wüssten die „Kulturlandschaft Weinberg“ zu schätzen.

Auch in der touristischen Vermarktung Baden-Württembergs nahm der Weinbau zuletzt einen immer größeren Stellenwert ein. Andreas Braun (Foto-links), Geschäftsführer der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg, stellte diverse Initiativen und Siegel vor, mit denen verschiedene Aspekte des Weinbaus für Urlaubsgäste erlebbar gemacht werden.

2020 wurden etwa zahlreiche Weinbaugemeinden als „Weinsüden Weinorte“ ausgezeichnet, herausragende architektonische Beispiele erhielten im gleichen Jahr das neue Siegel „Wein & Architektur“. „Weinbau und Tourismus gehören in Baden-Württemberg eng zusammen“, sagte Andreas Braun, „dank des großen Engagements vieler Wengerter und durch unsere enge Zusammenarbeit wird das weintouristische Angebot von Jahr zu Jahr vielfältiger und professioneller.“

Text, Foto und Video: POSITIV-MEDIEN (PR-WVW * Waldemar Herzog)

Neues aus der Wilhelma

Doppelgeburt in „Südamerika-WG“  bei den Zwergseidenäffchen

Der Kontrast könnte im Menschenaffenhaus der Wilhelma nicht größer sein: Hier die gewaltigsten Primaten mit den Gorillas, deren Silberrücken 200 Kilo schwer werden können, und dort gleich nebenan die kleinsten aller Affen: die Zwergseidenäffchen – nicht mehr als 140 Gramm leicht. Getrennt nur durch eine Scheibe können sie sich beäugen. Und wenn sie genau hinschauen, entdecken die Gorillas im Fell der Krallenaffen noch kleinere „Zwerge“, die sich auf dem Rücken der Erwachsenen festhalten. Gerade einmal Daumen groß sind die beiden Jungtiere, die vor einem Monat auf die Welt gekommen sind und jetzt ihr Umfeld erkunden.

Unser Foto zeigt: Nur gerade Daumen groß krallen sich die Zwillinge der Zwergseidenäffchen

Damit hat sich bei den Zwergseidenäffchen, die es im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart seit 1995 gibt, ein Generationenwechsel vollzogen. Das seit vielen Jahren sehr erfolgreiche bisherige Zuchtpaar Ica und Chico war 2020 gestorben. Ihre letzte Tochter Greta zog in den Tierpark Dessau um. Valentina, eine im März 2018 geborene Tochter von Chico und Ica bildet nun das neue Elternpaar mit Rocko, der im Mai 2019 aus dem Parc Merveilleux in Luxemburg nach Stuttgart gekommen ist. Für die beiden ist es nun der erste Nachwuchs. Zwillinge sind dabei für Zwergseidenäffchen keine Besonderheit, sondern sogar der Normalfall, anders als bei ihren Mitbewohnern, den Springtamarinen und Faultieren, die jeweils „Einzelkinder“ aufziehen. Diese drei südamerikanischen Tierarten teilen sich hier als Gäste eine Art Wohngemeinschaft, weil ihre bisherigen Quartiere im sogenannten Jungtieraufzuchthaus und dem früheren Menschenaffenhaus unbewohnbar geworden waren. An deren Stelle entstehen nun schrittweise die Terra Australis und ein neues Gehege für Krallenaffen.

Typisch für Zwergseidenäffchen ist, dass sich die ganze Familie am Babysitting beteiligt. Nur das ranghöchste Weibchen der Gruppe bekommt Nachwuchs. Das Säugen muss sie selbst übernehmen, aber sonst reicht die Mutter die Kleinen schon bald nach der Geburt an die anderen ausgewachsenen Mitglieder der Affenbande weiter. Wechselweise tragen die Artgenossen die Däumlinge huckepack umher. Vielfach behütet haben diese in der Wildnis bessere Chancen zu überleben. Und die älteren Geschwister lernen so bereits, ein Jungtier aufzuziehen. Nach drei Monaten Milchspeise an Mutters Brust, nähren sich die Nachkommen schon wie die Erwachsenen. Sie fressen Blüten, Früchte, Insekten und Spinnen und trinken gerne Baumsaft. Dazu zapfen die Affen die Äste an, indem sie mit ihren spitzen Eckzähnen Löcher in die Rinde bohren. Damit sie nicht das Inventar ihrer WG zernagen, erhalten sie in der Wilhelma täglich Akaziensaft serviert.

Text und Foto: POSITIV-MEDIEN (PR-Wilhelma * Marcel Schneider * Waldemar Herzog)