Bereits am 22. Februar 2014 hat das Weibchen Speedy einen Sohn namens Paco zur Welt gebracht. Und da er mit seiner Mutter inzwischen oft draußen im „Klettergarten“ der Insel unterwegs ist, können ihn auch die Besucher mit etwas Geduld – meist fest an Mamas Bauch geklammert – entdecken.
Eines müssen alle Klammeraffen schon von Geburt an sein: Meister im Klammern. Für sie ist das überlebenswichtig, denn Abstürze können übel enden, vor allem wenn sie aus den Wipfeln hoher Urwaldriesen erfolgen, wie sie in der südamerikanischen Regenwaldheimat dieser Affenart stehen. Zudem sind die Baumakrobaten mit dem langen Greifschwanz oft sehr schwungvoll unterwegs – auch in ihrem Kletterparcours in der Wilhelma. Der Schwanz mit der haarlosen, lederartigen Innenfläche an der Spitze dient dabei als zusätzliche Hand: Beim Ausbalancieren größerer Sprünge leistet sie ebenso gute Dienste wie als Greifwerkzeug und Sicherheitsleine, die sich schnell und fest um jeden Ast wickeln lässt. Selbst die Kleinsten setzen den Schwanz schon eifrig ein, um in jeder Lage fest mit Mama verbunden zu bleiben: Dazu winden sie ihn als zusätzlichen Klammerhaken hinten um den mütterlichen Schwanzansatz. Weiterer Vorteil beim schwungvollen Turnen von Ast zu Ast: Den Goldstirnklammeraffen, die wegen ihrer langen Gliedmaßen im englischen Sprachraum auch „Spinnenaffen“ genannt werden, fehlt der beim Hangeln eher hinderliche Daumen.
Den Namenszusatz „Goldstirn“ verdankt die in der Wilhelma lebende Unterart übrigens dem hellen Dreieck auf der Stirn, das bei jedem Tier anders aussehen oder ganz fehlen kann. Bei Jungtieren wie Paco sucht man den Fleck ohnehin noch vergeblich. Rund ein Jahr werden die Kleinen gesäugt, mit rund zwei Jahren sind sie selbstständig.
Bis dahin hat Paco noch viel Zeit. Während er nun bei der Mutter und dem Rest der achtköpfigen Klammeraffentruppe heranwächst, wurde es dagegen für seine fünf- und sechsjährigen Halbbrüder Iwo und Oro Zeit, die Gruppe zu verlassen – zumal diese zu groß wurde und es zunehmend zu Streitereien kam. Also sind die beiden „Halbstarken“ in ein leeres Gehege im Jungtieraufzuchthaus gegenüber umgezogen, wo sie derzeit warten, dass im Zuge des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms EEP ein gutes neues Zuhause für sie gefunden wird.
Im Zoo können Klammeraffen bis zu 35 Jahre alt werden, in der Natur verhindern leider Raubtiere und Menschen ein so hohes Alter. Da obendrein ihr Lebensraum, der Regenwald in Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru und Brasilien, zunehmend den Motorsägen zum Opfer fällt, ist ihr Bestand gefährdet. Die Wilhelma trägt schon seit 1976 erfolgreich zur Erhaltung dieser Art bei: Seit damals haben auf der Insel 35 Goldstirnklammeraffen das Licht der Welt erblickt.
Text und Foto: POSITIV-MEDIEN (PR-Wilhelma * Waldemar Herzuopg)
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