Fast das ganze Jahr herrscht Frieden in der WG von Down Under. Doch während der Brut und Aufzucht der Jungvögel sorgen die Gänse für klare Verhältnisse mit „Mindestabstand“. Obwohl die ausgewachsenen Eltern nur gut ein Zehntel so groß sind wie die Emus, lässt speziell der Ganter bei Futterneid keinen Zweifel aufkommen, wer das Sagen hat. Das ist im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart derzeit gut zu beobachten. Ende September schlüpften drei Küken, die nun immer häufiger Ausgang haben.
Bemerkenswerterweise brüten die Hühnergänse jeweils im Herbst. In ihrer Heimat auf dem Fünften Kontinent, genauer an Küstenstreifen, auf kleinen Inseln im Süden Australiens und auf Tasmanien, legen sie ihre Eier im Mai. Denn wenn auf der Südhalbkugel das Winterhalbjahr heraufzieht, beginnt ihr wichtigstes Futter, das Gras, dank der saisonal stärkeren Regenfälle üppiger zu wachsen. Die Gänse orientieren sich an der Tageslänge: Die Brutsaison startet ungefähr dann, wenn die Tageslichtdauer unter zehn Stunden fällt. In unseren Breiten also ein halbes Jahr später. Weil in unserem Winter die Vegetation dagegen weitgehend ruht, erhalten sie in der Wilhelma Salat, Karotten, Sellerie und Pellets zugefüttert.
Die Nachzucht gelingt in der Wilhelma gut. Es handelt sich um eine Naturbrut, das heißt ohne Unterstützung eines Brutschranks. Die Hühnergänse bekommen das sehr gut in Eigenregie hin. So richtet sich gerade alles an den drei Küken aus, die sich im Moment noch als nicht viel mehr als eine Handvoll flauschiger Dunenfedern zeigen. Sollte ein neugieriger Emu oder ein vorwitziges Känguru sich den Küken nähern, macht der energische Ganter sofort seinen Machtanspruch geltend. Mit weit vorgestrecktem Hals, gehobenen Flügeln und lautem Geschnatter zischt er schnurstracks auf die Störenfriede zu – ungeachtet der Größenunterschiede.
Bei den Hühnergänsen kommen die Weibchen auf rund 3,5 Kilo, die Männchen auf etwa fünf Kilo. Bei Emus sind es 30 bis 45 Kilo. Wie die großen Laufvögel verbringen auch die Hühnergänse ihr Leben fast komplett auf dem Land. Hiermit unterscheiden sie sich von den meisten anderen Mitgliedern der Familie der Entenvögel. Die Hühnergänse zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Füße nur über reduzierte Schwimmhäute, dafür jedoch lange Krallen verfügen. So sind sie besser für das Laufen und Scharren geeignet als für das Schwimmen. Als Weidevögel ziehen sie sich nur bei Gefahr aufs Wasser zurück. Von Emus und Kängurus droht aber kein Ungemach. Vor allem Krähen und Möwen könnten den Küken zu Leibe rücken. In Australien ist zudem auf verwilderte Hauskatzen zu achten und in Deutschland auf Füchse.
Text und Foto: POSITIV-MEDIEN (PR-Wilhelma * Waldemar Herzog)
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