Gelegenheitsjobs und immer wiederkehrende Phasen der Arbeitslosigkeit waren die Folge. Der erste Versuch, einen Ausbildungsabschluss im Bereich Lagerlogistik zu erreichen, scheiterte. Patrik erinnert sich: „Im ersten Jahr der Ausbildung lief alles super, denn der schulische Teil lag mir total – bis dann im praktischen Teil klar wurde, dass ich komplett fehl am Platz war. Ich habe einen inneren Kampf mit mir ausgetragen, war unglücklich und unmotiviert.“ Die erforderlichen Betriebspraktika mussten abgebrochen werden.
Zu dieser Zeit wurde Patrik vom Jobcenter Schwarzwald-Baar-Kreis in das Fallmanagement übernommen; das ist eine intensive und engmaschige Begleitung. Frau Obergfell, seine Fallmanagerin, erinnert sich: „Unser Ziel war, seine Lebenssituation zu stabilisieren, so dass er einen Berufsabschluss erlangt und unabhängig von Unterstützungsleistungen wird.“ Gemeinsam mit verschiedenen Netzwerkpartnern arbeiteten sie daran, Struktur in seinen Alltag zu bringen. Während dieser Zeit begann Patrik, regelmäßig in sozialen Einrichtungen für Kinder zu arbeiten. Im Kinderhort der Arbeiterwohlfahrt machte er schließlich ein einjähriges Praktikum. Diese Erfahrung half ihm dabei, seine Entscheidung für eine Ausbildung im sozialen Bereich zu festigen: „Es war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Ich habe gemerkt, dass mir die menschliche Seite im Beruf davor gefehlt hat“, erklärt Patrik. „Auch in meinem Freundeskreis hatten viele schon eine Familie gegründet, meinen Umgang mit den Kindern erlebt und mich darin bestärkt, es mit einem erzieherischen Beruf zu versuchen.“
Für eine Erzieherausbildung fehlte ihm allerdings der passende Schulabschluss. Aber auch davon ließ er sich nicht beirren. Gemeinsam mit seiner Fallmanagerin entschied er, den Zwischenschritt über die dreijährige Ausbildung zum Kinderpfleger zu gehen. Die Arbeiterwohlfahrt unterstützte Patrik während seiner Entwicklung, unter anderem auch bei der Bewerbung für die Berufsschule.
Die zwei Jahre Berufsschule hat Patrik mit Bravour gemeistert. Im September schloss er den schulischen Teil der Ausbildung mit einem Preis für sehr gute Leistungen und für sein soziales Verhalten ab. Die Tatsache, dass er bei Beginn der Ausbildung die 30 schon überschritten hatte, war kein Problem. Aus der Klassengemeinschaft sind sogar echte Freundschaften entstanden: „Meine Mitschüler waren zwischen 17 und 58 Jahre alt. Viele waren froh, dass jemand Älteres mit Lebenserfahrung dabei ist. Aber umgekehrt konnte ich auch viel von den Jungen mitnehmen, zum Beispiel Lerntechniken oder PCKenntnisse.“
Frau Obergfell vom Jobcenter ist sehr stolz auf ihren ehemaligen Kunden. „Am Beginn unserer Zusammenarbeit haben Herr Kohler und ich einen Plan gemacht – was wollen wir erreichen? Bei allen Zielen steht mittlerweile ein Haken dran, auch bei: Das Leben selbstständig führen und finanziell unabhängig sein.“ Patrik bekräftigt: „Rückblickend war es richtig, auch mal einen Tritt in den Allerwertesten zu bekommen und das von einer neutralen Person, die Geduld hat. Auch Frau Lichte von ProKids-Treff und meine beste Freundin haben mich immer unterstützt. Es war gut für mich, auszuprobieren, was mir liegt.“ Sein Beruf bietet ihm jeden Tag etwas Neues. „Die Arbeit mit den Kindern macht viel Spaß, ich kann eigene Projekte umsetzen und kreativ sein; ich bin jede Minute froh, die ich hier arbeiten kann.“ Wenn weiterhin alles gut geht, möchte Patrik 2023 die Externenprüfung zum Erzieher in Angriff nehmen.
Text und Foto: POSITIV-MEDIEN: (PR-VS-Agentur * Waldemar Herzog)
|