23. Juli 2013

Doppelter Tunnelanschlag im Europaviertel

Stuttgart: Ein in der Geschichte des Stuttgarter Stadtbahntunnelbaus erstmals „doppelter Tunnelanschlag“ fand am Samstag, den 20. Juli 2013, im Europaviertel statt. Anlass war der Start des bergmännischen Vortriebs für die beiden Tunnelröhren der U12 vom Europaviertel Richtung Hauptbahnhof.

Die beiden Tunnelpatinen Veronika Kienzle, Bezirksvorsteherin Mitte, und Andrea Krueger, Bezirksvorsteherin Nord, hatten dabei die Aufgabe, mit dem Baggermeisel symbolisch den Tunnelbau zu starten. Veronika Kienzle ist Patin für die stadtauswärts führende Röhre, Andrea Krueger für die stadteinwärts führende Röhre. Als Tunnelpatin repräsentieren sie während des Vortriebs die Heilige Barbara, die Schutzheilige der Mineure. Dazu Veronika Kienzle: „Als Stadt haben wir ein großes Interesse, das Mobilitätsverhalten der Menschen noch mehr auf den ÖPNV auszurichten“. Kienzle mit Augenzwinkern weiter: „Wir haben im Bezirksbeirat den Eindruck, dass das Projekt gut geplant ist. Ich gehe also davon aus, dass es mir also leicht gemacht wird, die Verantwortung als Tunnelpatin zu tragen“.

Auch für Andrea Krueger ist es die erste Patenschaft für einen Tunnel: „Die U12 wird das Nahverkehrsangebot im Stadtbezirk Nord verbessern. Deshalb ist es für mich eine Freude, als Tunnelpatin mitwirken und gleichzeitig die Tradition pflegen zu können“.

Der technische SSB-Vorstand Wolfgang Arnold betonte in seiner Begrüßung, dass trotz der inzwischen über 50-jährigen Erfahrung gemeinsam mit dem Tiefbauamt der Landeshauptstadt Stuttgart im Tunnelbau für den Nahverkehr, ein Tunnelanschlag immer ein ganz besonderes Ereignis sei. Der letzte, der Tunnelanschlag für die U15 in Zuffenhausen, läge mittlerweile bereits fünf Jahre zurück. Trotz der langjährigen Erfahrung habe jedes Projekt aber seine Einzigartigkeiten. Als Beispiels nannte er, dass erstmals in Stuttgart ein neues Stadtviertel in Verbindung mit einer neuen Linie entstehe, und dass das Fundament einer so bedeutsamen öffentlichen Einrichtung wie einer Bibliothek im wahrsten Sinne des Wortes der Nahverkehr sei. Besonders sei auch, dass erstmals zwei Tunnelpatinnen über die bergmännischen Arbeiten wachten.

Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Foto-rechts) nannte die neue Stadtbahnlinie U 12 einen „wichtigen Beitrag zu mehr öffentlichem Nahverkehr und weniger Individualverkehr“. Er wisse um die Belastungen für die Bürgerinnen und Bürger, die gerade mit den Tunnelarbeiten im Kessel verbunden seien. „Aber wir wollen die Menschen mit attraktiven Verbindungen und immer besseren Angeboten überzeugen, auf die Schiene umzusteigen. Das ist eine Daueraufgabe - für die SSB wie für die Politik.“ Kuhn warb um Verständnis für die Beeinträchtigungen während der Bauzeit des Stadtbahntunnels und wünschte den Tunnelbauern gutes Gelingen.

Edgar Schömig, Technischer Vorstand der Züblin AG, betonte die Erfahrung seines Unternehmens im Tunnelbau. Dennoch erfordere jedes neue Projekt eine Konzentration, als sei es das erste. „Tunnelbau ist Teamarbeit, nur wenn die Kombination aus Fachwissen und Teamgeist stimmt, kann ein so komplexes Bauwerk wie es der innerstädtische Tunnelbau darstellt, erfolgreich bewältigt werden“, sagte Schömig. „Auch wenn die hier entstehenden 410 Meter bergmännischer Tunnelbau überschaubar erscheinen, sollte nicht vergessen werden, dass Bauen in der bestehenden Infrastruktur einer Großstadt eine weitere Dimension darstellt. Tunnelbau in der Stadt ist eine große logistische Herausforderung.“

Zu den Arbeiten: Nach dem Tunnelanschlag erfolgen noch vorbereitende Arbeiten an den Anschlagwänden, sodass im August der bergmännische Vortrieb im Regeltakt erfolgen kann. Im Drei-Schicht-Betrieb wird rund um die Uhr gearbeitet. Fachleute rechnen mit einer täglichen Vortriebsleistung von drei bis vier Metern. Die Ausbruchsfläche für den Tunnel beträgt etwa 40 Quadratmeter und wird nach der sogenannten Neuen Österreichischen Tunnelbauweise (NÖT)hergestellt. Dies bedeutet, dass zunächst die Kalotte, der obere Kreisabschnitt, und zeitversetzt die Strosse und Sohle, der untere Kreisabschnitt, hergestellt werden. Der jeweilige Abschlag wird mit einem Bagger ausgebrochen und zunächst mit einer etwa 20 bis 40 Zentimeter dicken Spritzbetonschale gesichert. Erst zu einem späteren Zeitpunkt wird mit einem separaten Arbeitsschritt die Tunnelinnenschale hergestellt.

Die Heilige Barbara: Für den Bau von bergmännischen Tunneln respektieren die Bauherren bestimmte Rituale, die für die Mineure von Bedeutung sind. Insbesondere betrifft das deren Schutzheilige, die Heilige Barbara. Während der Bauzeit wird sie von einer so genannten Tunnelpatin repräsentiert.

Nach der in mehreren Versionen erzählten Legende um die Heilige Barbara, die um das Jahr 300 nach Christus spielt, soll die Heilige Barbara die Tochter des reichen Dioskorus in der heutigen Stadt Izmir gewesen sein. Da sie Christin wurde, habe sie ihr Vater in einem Turm eingesperrt. Sie blieb trotzdem ihrer Überzeugung treu, wurde vom Vater den Gerichten ausgeliefert und gefoltert. Er soll sie mit eigener Hand enthauptet haben. Dafür sei er vom Blitz erschlagen worden. So wurde „Barbara mit dem Turm“ unter anderem die Schutzpatronin derer, bei denen es blitzt und kracht, die mit Pulver hantieren, wie Artilleristen oder Mineure, und eben auch Tunnelbauer. Sie wird gerufen von denen, die von einem unvorbereiteten Tod bedroht sind, früher namentlich Bergleute im Stollen.

Nach geltendem Brauch der Tunnelbauer übergibt die Tunnelpatin als Vertreterin der Heiligen Barbara den Mineuren beim Tunnelanschlag eine holzgeschnitzte Barbara. Diese Statue verbleibt bis zum Tunneldurchschlag auf der Baustelle, danach erhält die Tunnelpatin diese als Andenken.

Text und Foto: POSITIV-MEDIEN (PR-SSB * Waldemar Herzog)

Lagebericht des Kommunales Abwassers

Stuttgart: Anlässlich der Veröffentlichung des Lageberichts Kommunales Abwasser 2013 hat Umweltminister Franz Untersteller am Montag, den 22.07. 2013, in Stuttgart darauf hingewiesen, dass Ende 2012 in Baden-Württemberg rund 95 % der organischen Gesamtverschmutzung, 78 % Stickstoff und 90 % Phosphor aus dem Abwasser abgebaut wurden. „Die 959 kommunalen Kläranlagen weisen mittlerweile eine hohe Reinigungsleistung auf“, betonte der Minister.

„Um den von der Wasserrahmenrichtlinie geforderten „guten Zustand“ der Gewässer überall im Land zu erreichen, müssen ausgewählte Kläranlagen ihre Reinigungsleistung jedoch noch weiter erhöhen“, erklärte Umweltminister Untersteller (Foto-links) weiter. Auch die Behandlung von Regenwasser müsse noch weiter verbessert werden. „Maßnahmen von Städten und Gemeinden, die die Abwasserbeseitigung weiter verbessern, fördert die Landesregierung daher dieses Jahr mit rund 45 Millionen Euro.“

Eine wichtige Rolle in der Gewässerschutzpolitik des Landes spielt die Spurenstoffkonzeption. Hiernach sollen ausgesuchte Kläranlagen an wasserwirtschaftlich sensiblen Standorten mit einer speziellen Stufe zur Elimination insbesondere von Arzneimittelrückständen und Haushalts-Chemikalien ausgebaut werden. „In Baden-Württemberg sind schon sieben Kläranlagen entsprechend nachgerüstet worden; weitere sieben Anlagen sind in der Planung oder im Bau“, sagte Untersteller. Das Land unterstütze die Städte und Gemeinden hierbei, indem es mindestens 20 % der Kosten übernehme.

Der Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft wies darauf hin, dass auch der Abwassersektor einen wichtigen Beitrag zum Energiesparen und zur Energiegewinnung leisten kann. „Energieintelligente“ Kläranlagen könnten eine hohe Reinigungsleistung bei effizientem Energieeinsatz erzielen. Gleichzeitig sollten Potentiale zur Energiegewinnung verstärkt genutzt werden. „Das Land fördert Konzeptionen zur Energieoptimierung einschließlich Wärmerückgewinnung im Bereich Abwasser daher mit 50 %“, so Franz Untersteller.

Erfreut zeigte sich der Minister von der zunehmenden energetischen Nutzung des bei der Reinigung anfallenden Klärschlamms. Der Anteil liegt nun bei rund 91 %. „Es ist viel sinnvoller, den mit großem Aufwand aus unserem Abwasser separierten Klärschlamm thermisch zur Energieerzeugung zu nutzen als ihn wieder auf unseren Feldern und Nahrungsmitteln auszubringen“, erklärte Franz Untersteller. „Dies schützt unsere Böden vor dem Eintrag von Schwermetallen oder Arzneimittelrückständen und unser Grundwasser vor Belastungen mit Stickstoff.“

In diesem Zusammenhang wies der Umweltminister auf die Phosphor-Rückgewinnungsstrategie des Landes hin: „Wir können den im Abwasser enthaltenen Phosphor auch aus dem Klärschlamm oder der Klärschlammasche zurückgewinnen.“ Die Landesregierung unterstütze die Entwicklung innovativer Verfahren, daher wurde auch das Projekt zum Phosphorrecycling auf der Kläranlage Offenburg mit über 500.000 Euro gefördert.

Text und Foto: POSITIV-MEDIEN (PR-UMBW * Waldemar Herzog)

Jugendstudie Baden-Württemberg 2013

Stuttgart: Kultusminister Andreas Stoch MdL hat am Montag, den 22. Juli 2013, gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Landesschülerbeirats, Selman Özen, und Wolfgang Antes, Geschäftsführer der Jugendstiftung Baden-Württemberg, die Jugendstudie 2013 der Öffentlichkeit vorgestellt.

80 % der befragten Jugendlichen gaben darin an, sich an ihrer Schule wohlzufühlen, in ihrem Klassenverband sind es sogar 87 %. „Diese Rückmeldung freut mich besonders und belegt, welch unschätzbare Arbeit die Lehrkräfte im Land täglich leisten. Gleichzeitig zeigt uns die Studie, dass wir uns bei der beruflichen Orientierung, der Medienbildung und bei der Mitbestimmung im Schulalltag noch stärker für die Belange der Jugendlichen einsetzen müssen“, sagte der Kultusminister. Stoch dankte allen Jugendlichen, die sich bei der Studie engagiert sowie den Schulleitungen und Lehrkräften, die dieses Projekt unterstützt haben: „Die Jugendstudie gibt unseren Jugendlichen im Land eine Stimme und ermöglicht uns eine Politik, die auf ihre Bedürfnisse eingeht.“

Die Jugendstudie ist ein gemeinsames Projekt der Jugendstiftung und des Landesschülerbeirats (LSBR) und wird vom Kultusministerium gefördert. Für die Studie wurden rund 2.400 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 12 und 18 Jahren aus nahezu allen Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs zu Themen wie Freundschaft, Medien, Schule, Engagement, Werte und Zukunft befragt. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der Studie finden Sie im separaten Überblick.

Mehr Unterstützung bei der Berufsorientierung: Die Mehrheit der befragten Jugendlichen hat für ihre Zukunft konkrete Pläne. So gaben 39 % an, dass sie bereits einen festen Berufswunsch haben, 51 % freuen sich auf ein Studium oder eine Ausbildung. Über die Hälfte der Jugendlichen, 53 %, ist sich sicher, später einen Arbeitsplatz zu finden. Allerdings fühlt sich ein gutes Drittel bei der Berufsorientierung nicht ausreichend unterstützt, vor allem von der Schule (60 %) wünschen sich die Jugendlichen mehr Unterstützung. Unterschiedlich ist dabei die Einschätzung von Schülern der verschiedenen Schularten: 75 % der Gymnasiasten geben an, in der Schule bei der Berufsorientierung zu wenig unterstützt zu werden, bei den Realschülern sind es 52 % und bei den Haupt-/Werkrealschülern 47 %. „Dieses Ergebnis bestärkt uns in unserem Vorhaben, die berufliche Orientierung an den weiterführenden Schulen auszuweiten. Eine frühzeitige und intensive Berufsorientierung ist die Voraussetzung für eine gute Zukunftsplanung der Jugendlichen“, betonte Stoch.

Im Rahmen der Bildungsplanreform 2015 soll dieses Themenfeld in allen Schularten noch zielgerichteter weiterentwickelt werden, um die Berufs- und Studienwahl stärker zu unterstützen. Da es dafür in verschiedenen Fächern Anknüpfungspunkte gibt, soll die Berufs- und Studienorientierung als durchgängiges Leitprinzip „Berufliche Orientierung“ in allen Schularten fächerübergreifend und durchgängig verankert werden. Für die Werkrealschulen, Realschulen, Gymnasien und Gemeinschaftsschulen soll außerdem ein neues Fach "Wirtschaft und Berufs- und Studienorientierung" eingeführt werden. Durch ein eigenständiges Fach werden sowohl die ökonomische Bildung der Schülerinnen und Schüler gestärkt als auch ihr Berufs- und Studienorientierungsprozess gezielt gefördert.

Außerdem wird bereits zum kommenden Schuljahr 2013/2014 die Kompetenzanalyse Profil AC an den Realschulen flächendeckend umgesetzt. Sie ist dann verbindlich für alle Schülerinnen und Schüler der Klassen 8. Durch das Verfahren können überfachliche, ausbildungsrelevante Kompetenzen erkannt und die Schülerinnen und Schüler bei ihrer Berufsorientierung individuell gefördert werden. Dafür erhalten die Realschulen zwei Stunden zusätzlich in der Stundentafel.

Medienbildung soll stärker verankert werden: Über alle Altersgruppen und Schularten hinweg liegt die Nutzung von Sozialen Netzwerken bei 86 % – bei den 17- bis 18-jährigen sogar bei 93 %. „Im Bereich Medienerziehung ist deshalb ein bedeutendes Maß an Präventionsarbeit zu leisten. Diese sollte nicht auf eine Einschränkung der Souveränität von Jugendlichen abzielen, sondern deren Kompetenz im Umgang mit der Freiheit im Netz stärken“, erklärte Selman Özen. Kultusminister Stoch ergänzte, dass der Umgang mit Medien heute eine der wichtigsten Schlüsselkompetenzen sei: „Wir müssen alle Kinder und Jugendliche bei einem selbstbewussten und souveränen Umgang mit digitalen Medien begleiten.“ Deshalb werde bei der Bildungsplanreform die Medienbildung als fächerübergreifendes Leitprinzip in allen Schularten und Jahrgangsstufen als zentrales Element im Unterricht verankert. Außerdem werde es für alle Schülerinnen und Schüler in Klasse 5 einen Basiskurs Medienbildung geben. Darüber hinaus unterstütze das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg alle Schulen durch ein umfangreiches Angebot, wie Informationsveranstaltungen, Workshops, Unterrichtsmaterial und durch die Medienpädagogische Beratungsstelle.

Partizipation und Schülerrechte stärken: Die Studie zeigt, dass sich 46 % der befragten Schülerinnen und Schüler über die eigenen Rechte aufgeklärt fühlen, bei 32 % ist dies nicht der Fall. „Die Mitbestimmungsrechte der Schüler sind mir ein wichtiges Anliegen“, betonte Stoch. Noch in diesem Jahr soll eine Schulgesetzänderung auf den Weg gebracht werden, die die Schülerinnen und Schülern zu gleichberechtigten Partnern in der Schulkonferenz macht. So sollen künftig Schulleitung und Lehrkräfte, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler zu je einem Drittel in der Schulkonferenz vertreten sein. Das Kultusministerium werde dazu in Kürze Gespräche aufnehmen.

Die befragten Jugendlichen wurden in drei Altersgruppen aufgeteilt: 12 bis 14, 15 bis 16 und 17 bis 18 Jahre. Gemeinsam mit Jugendlichen aus dem Vorstand des LSBR wurde der Fragebogen entwickelt, die Erhebungsmethoden festgelegt und die Durchführung der Befragung abgestimmt. Die Studie ist damit nicht nur eine statistische Erfassung von aktuellen Daten, sondern ein Jugendbildungs- und Beteiligungsprojekt. „Die Jugendstudie erreicht eine hohe Repräsentativität durch die direkte, begleitete Befragung vor Ort – im Gegensatz zu den üblichen Telefonbefragungen“, betonte Wolfgang Antes. Besondere Bedeutung gewinnt neben den statistischen Darstellungen und Auswertungen die Kommentierung einzelner Teilergebnisse der Studie von Wissenschaftlern und durch den LSBR.

Weitere Informationen zur Jugendstudie 2013 unter www.jugendstiftung.de

Text und Foto: POSITIV-MEDIEN (PR-KMBW * Waldemar Herzog)

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